«Ich habe immer Herausforderungen gesucht»

Zwei Lehren, eine im grafischen und eine im technischen Bereich, Weiterbildungen in Marketing und Verkauf, diverse Sprachkurse, eine Ausbildung in Controlling und ein Executive MBA in General Management – Hubert Biedermanns Bildungsrucksack ist reich gefüllt. Noch vielfältiger sind seine beruflichen Stationen. Seit acht Jahren ist er bei der Liechtensteinischen Post AG tätig, bekleidet die Funktion als Leiter Vertrieb und gehört zum Führungsteam des Unternehmens.  

Angefangen hat alles 1983 in einem Architekturbüro in Vaduz. Dort hat Hubert Biedermann die ersten Schritte ins Berufsleben unternommen und eine vierjährige Lehre als Hochbauzeichner absolviert. Gleich anschliessend drückte er nochmals die Schulbank und erlernte den Beruf des Schriftsetzers und Typografen. Auch danach reihte sich Weiterbildung an Fortbildung und Fortbildung an Studium. Vor allem die Bereiche Marketing, Verkauf, Kommunikation und Management hatten und haben es ihm angetan. «Meine Interessen sind breitgefächert. Verkauf, Kommunikation und Marketing spielen aber ohnehin ineinander. Gerade im Kundenkontakt ist es wichtig, in allen drei Bereichen Bescheid zu wissen», sagt Hubert Biedermann.

Neu entwickeln, funktionierend übergeben
Der Kundenkontakt ist es auch, der Hubert Biedermanns beruflichen Alltag heute bestimmt. «Leiter Vertrieb» nennt sich seine Position bei der Liechtensteinischen Post AG. «Das umfasst eben alles, was mit dem Vertrieb zusammenhängt», sagt er. Ergänzend fügt Hubert Biedermann an: «Dazu gehören die Postfilialen genauso wie die Umzugsdienstleitungen oder die Postfinance-Lösungen. Was auch immer bei der Post mit Verkauf zu tun hat.» Dass er diese Position heute innehat, ist einerseits schlüssig, andererseits aber auch nicht selbstverständlich, wenn Hubert Biedermann von seinen beruflichen Stationen berichtet. «Ich habe unter anderem in einem Unternehmen aus der Metallveredelung den Vertrieb ganz neu organisiert, für eine Papierfabrik konnte ich das Produktmanagement entwickeln sowie den Verkauf für die skandinavischen Länder, für einen der grössten Papierhändler der Schweiz durfte ich den damaligen Standort St. Gallen aufbauen, war Marketing- und Verkaufsleiter beim Liechtensteiner Volksblatt und in der BVD neben Marketing und Kommunikation für das Projekt Klimaneutralität und Nachhaltigkeit zuständig.» In jungen Jahren sei es stets sein Ziel gewesen, etwas Neues zu entwickeln und etwas Funktionierendes zu übergeben. «Ich habe immer Herausforderungen gesucht. Dabei hatte ich das Glück, einen Einblick in verschiedene Branchen gewinnen zu können», sagt Hubert Biedermann.

Zwei Wirtschaftsräume fordern Lösungen
Am 1. August 2013 führte sein Weg Hubert Biedermann schliesslich zur Post. Seit zwei Jahren ist er nun in seiner heutigen Position. An Herausforderungen mangelt es auch dort nicht. Neben dem Rückgang des Briefgeschäfts und der verstärkten Nutzung von Online-Banking, die beide zu Rückgängen im klassischen Postgeschäft führen, gehört dazu auch eine liechtensteinische Besonderheit. «Dass Liechtenstein zum Schweizer Zollgebiet gehört und gleichzeitig EWR-Mitglied ist, zieht viele Regulatorien im internationalen Geschäft nach sich, für die wir Lösungen finden müssen. Ein simples Beispiel: Bis Ende Juni sind Sendungen in den EU-Raum, deren Wert unter 22 Euro liegt, von der Einfuhrsteuer befreit. Ab Juli fällt diese Steuer schon mit dem ersten Euro an. Das muss natürlich organisiert und den Kunden vermittelt werden.» Hubert Biedermann rechnet aber nicht damit, dass dies zu grossem Protest in den Filialen führt. «Wir haben dort, wie in der ganzen Post AG, ausgezeichnete und bestens ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Postfilialen haben einen hohen Stellenwert in der Bevölkerung, da sie gut ausgestattet und auf den Kunden fokussiert sind.» Sollten doch einmal Schwierigkeiten auftauchen, finden Hubert Biedermann und sein Team zusammen mit den Filialleiterinnen und Filialleitern immer eine Lösung.

Neue Wege beschreiten
Lösungen sind es auch, welche die Post sucht und findet, um die Rückgänge im klassischen Postgeschäft zu kompensieren. «Das Postteam überlegt sich stetig, was wir unseren Kunden anbieten können und eröffnen neue Geschäftsfelder.» Dazu gehören seit einigen Jahren schon die Dienstleistungen in den Bereichen Umzug und Logistik, wobei die Post von der klassischen Lagerung bis hin zum Fulfillment und dem Versand, egal ob Pakete oder Paletten, ganzheitliche Lösungen anbieten kann.  «Seit rund anderthalb Jahren bieten wir über die Plattform Spedifux auch den Transport von Stückgütern für den Raum Schweiz-Liechtenstein an. Das tolle daran ist, dass man mit der Eingabe von ein paar Eckdaten direkt den Versandpreis erhält und somit weiss, was der Transport kosten würde – einfach, schnell und transparent.» Abendzustellungen, SameDay-Lieferungen und interne Postverteilungen für Unternehmen zählen ebenfalls zum relativ neuen Portfolio der Post. Einen weiteren Gewinn für das Unternehmen stellen die Werbeflächen dar, die sich auf den Bildschirmen in den Filialen buchen lassen oder auf den eigenen Fahrzeugen der Liechtensteinischen Post AG. Die Möglichkeit zum Auflegen von Werbematerial wird in den Poststellen ebenfalls gerne gebucht und erfolgreich genutzt. Eine zusätzliche interessante Dienstleistung ist jene des Archivscannings. «Das reicht vom Digitalisieren von Belegen inklusive Suchfunktion bis hin zu Raritäten wie seltenen Büchern, auf die so ein Onlinezugriff möglich wird. Die Nachfrage ist gut, und die Kunden schätzen Qualität sowie Geschwindigkeit. Bei heiklen Daten profitieren die Kunden und wir ausserdem davon, dass wir die notwendigen Gerätschaften zum Auftraggeber mitbringen können und dass unsere Mitarbeiter dem Postgeheimnis unterstehen. Auch die Entsorgung von nicht mehr benötigten Archivakten übernehmen wir gerne und auf sichere Art und Weise.» Damit ist das Ende der Fahnenstange aber definitiv noch nicht erreicht. «Wir haben einige Zukunftspläne im Führungsteam Vertrieb & Marketing. Unter anderem wird es im Bereich der Logistik einen neuen Auftritt geben. Allzu viel verraten kann ich darüber aber noch nicht.»

Wir haben in der gesamten Post AG ausgezeichnete und bestens ausgebildete
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Postfilialen haben einen hohen Stellenwert in der Bevölkerung, da sie gut ausgestattet und auf den Kunden fokussiert sind.

Hubert Biedermann, Leiter Vertrieb der Liechtensteinischen Post AG

 

Im Fussball und in der Politik aktiv
Viel Freizeit für Hobbys bleibt Hubert Biedermann neben seinem Arbeitsalltag nicht mehr. «Den höchsten Stellenwert nehmen natürlich meine Frau und unsere drei Kinder, die aber schon junge Erwachsene sind, ein. Ausflüge unternehmen wir dennoch gerne gemeinsam. Oder ich begleite meine Söhne zu Fussballspielen. Dabei bin ich nicht nur Zuschauer, sondern ab und zu auch schon einmal Taxifahrer», sagt Hubert Biedermann und lacht. Der Fussball war gewissermassen auch seine erste Liebe. Seit über 40 Jahren ist er Mitglied des Fussballclubs seiner Heimatgemeinde Ruggell. Mehrere Jahre war er im Vorstand tätig sowie im Förderverein, und 2012 gründete er die Veteranenmannschaft mit. Mitinitiator war Hubert Biedermann auch für ein Aushängeschild der Gemeinde. «Ich war als Vertreter des FC Ruggell im Lenkungsausschuss für die Sport- und Freizeitanlage Widau. Was da entstanden ist, erfüllt mich bis heute mit Stolz und Freude.» Beinahe hätte Hubert Biedermann den Spatenstich für die Anlage selbst durchführen können. Seine Kandidatur für das Amt das Ruggeller Vorstehers scheiterte im Jahr 1999 denkbar knapp. Die dadurch freiwerdenden Ressourcen steckte er aber, seinem Naturell entsprechend, in andere Projekte. Und er fand ein neues Hobby. «Um Golf zu spielen, nehme ich mir die Zeit einfach. Dieser Ausgleich gehört für mich dazu, ist für mich Regeneration und setzt neue Energie frei. Denn in der Natur draussen die Herausforderung anzunehmen, einen Ball über weite Strecken in ein eigentlich viel zu kleines Loch zu befördern, bringt mich wirklich zur Ruhe», sagt Hubert Biedermann und schmunzelt. Dabei spielt er gerne eine Golfrunde mit Freunden oder auch einmal ganz alleine frühmorgens als «early bird». Entsprechend ist der Vertriebsfachmann seit fast 15 Jahren Mitglied im Golfclub Gams. 

Soziales Engagement
Neben den sportlichen Aktivitäten findet er auch noch Zeit, sich für soziale Themen zu engagieren. So ist er seit ein paar Jahren Stiftungsrat von «Football is more». «Der Zweck der Stiftung besteht darin, Menschen durch die Kraft des Fussballs zu unterstützen, zu fördern – und somit nachhaltig zu stärken. Besonderes Augenmerk legen wir dabei auf Kinder und Jugendliche, die sozial benachteiligt, geistig und/oder körperlich beeinträchtigt sind oder in Krisengebieten und Entwicklungsländern leben.» 

Angekommen
Wenn das Wetter eine Runde auf dem Golfplatz nicht zulässt oder ein paar Tage Urlaub anstehen, liest Hubert Biedermann auch gerne einmal ein gutes Buch. «Vor allem Fachliteratur», sagt er. Ganz zur Ruhe kommt er dabei trotz des gemütlichen Wintergartens in seinem Zuhause aber nicht. Denn beim Lesen holt er sich auch schon wieder die Inspiration für neue Projekte. Dass er mittlerweile bei seinem Arbeitgeber und in der jetzigen Position angekommen ist, erfüllt ihn mit Freude, denn er kann zum Wohle der Post und ihrer Kunden seine Fertigkeiten mit Leidenschaft einbringen. Angekommen zu sein, bedeutet für Hubert Biedermann aber nicht, sich auszuruhen – im Gegenteil: Mit wachen Sinnen verfolgt er Trends und Entwicklungen, um diese gemeinsam mit seinem Team aufzunehmen und kundenorientierte Lösungen anzustossen und zu implementieren.