Pflege und Betreuung muss für alle finanzierbar sein

Liechtenstein verfügt heute über ein gut ausgebautes Pflegesystem, das für alle zugänglich und finanzierbar ist. Letzteres ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die Finanzierung zu einem guten Teil auf Steuergeldern basiert.

Liechtenstein hat im stationären Bereich eine moderne Infrastruktur aufgebaut. Unsere Pflegeheime können den Bedarf abdecken. Durch regelmässig stattfindende Bedarfsanalysen wird dies auch für die Zukunft sichergestellt. Die Bewohner der Pflegeheime beteiligen sich mit einer Pensionstaxe von derzeit 111 Franken pro Tag an der Finanzierung. Sollten AHV und Pensionskasse dazu nicht ausreichen, stehen Ergänzungsleistungen zur Verfügung. Medizinische Leistungen werden über die Krankenkasse vergütet. Die restlichen Kosten werden von Land und Gemeinden aus Steuermitteln aufgebracht.

Wunsch-Erfüllung: «Möglichst lange zu Hause bleiben können»
Liechtenstein hat schon früh darauf gesetzt, die häusliche Pflege zu fördern und kommt damit dem Wunsch nach, möglichst lange daheim leben zu können. Dadurch ist auch eine geringere Anzahl der teuren Pflegeheimplätze nötig. Um dies zu ermöglichen, wurde bereits 2010 das Betreuungs- und Pflegegeld eingeführt, dessen Höhe abhängig ist vom Pflegegrad. In der höchsten Pflegestufe beträgt es 180 Franken pro Tag. Der Anspruchsberechtigte kann damit Pflege- bzw. Betreuungsleistungen einkaufen, z.B. von der Familienhilfe, oder selber Personen – auch Angehörige – anstellen, welche die nötigen Leistungen erbringen. Dies ist durchaus von Bedeutung, da nach wie vor ein Grossteil der häuslichen Pflege von Angehörigen erbracht wird. Analog zu den Kosten im Pflegeheim wird das Betreuungs- und Pflegegeld in der häuslichen Pflege durch Land und Gemeinden aus Steuermitteln finanziert. Auch im häuslichen Bereich erfolgt die Finanzierung von Kost und Logis aus eigenen Mitteln, also aus AHV und eventuell einer Pensionskasse. Ebenfalls werden Kosten von medizinischen Leistungen von der Krankenkasse getragen. 

Prognosen zeichnen ein zu dramatisches Bild
Wie bei den Diskussionen um die AHV ist in den vergangenen Jahren auch bei der Diskussion zur Finanzierung der Pflege das Thema Demographie ins Spiel gebracht worden. Weil die Lebenserwartung gestiegen ist und die geburtenstarken Jahrgänge ins Rentenalter kommen, wird mit einer überproportionalen Zunahme der Zahl von betreuungs- und pflegebedürftigen älteren Menschen gerechnet und damit verbunden natürlich auch mit einer deutlichen Zunahme der Kosten. Die in letzter Zeit veröffentlichten Studien, z.B. der Stiftung Zukunft.li, oder der vorgestellten neuen Finanzierungsmodelle im Rahmen einer Postulatsbeantwortung der Regierung zu diesem Thema beruhen alle auf Prognosen einer Bevölkerungsentwicklung bis ins Jahr 2050, die einen massiven Anstieg der über 80-Jährigen vorhersagen. Da deren Risiko, pflegebedürftig zu werden, hoch ist, wird auch mit einer erheblichen Zunahme der Kosten für die Pflege gerechnet. Allerdings stehen mittlerweile Zahlen der realen Bevölkerungsentwicklung im Vergleich zur Prognose für einen Zeitraum von fünf Jahren zur Verfügung, die zeigen, dass gerade die Zahl der über 80-Jährigen weniger stark zunimmt.

Liechtenstein hat schon früh darauf gesetzt, die häusliche Pflege zu fördern und kommt damit dem Wunsch, möglichst lange daheim leben zu können, nach. Dadurch ist auch eine geringere Anzahl der teuren Pflegeheimplätze nötig.

Johannes Kaiser, Landtagsabgeordneter

Pflege und Betreuung müssen für alle zugänglich und finanzierbar sein
Gemeinsam ist diesen Studien, dass die Zunahme der Kosten – sei es nun über eine Pflegeversicherung oder ein vererbbares Pflegekapital oder ähnlicher Modelle – dem Einzelnen aufgebürdet werden und die öffentliche Hand deutlich entlastet werden soll. Hier müssen andersweitige, wohlüberlegte Lösungen angestrebt werden, damit nicht plötzlich einseitig das Sparkapital aus einem arbeitsreichen Leben für die Pflege verwendet werden muss.