Parteibühne «Adoptionsrecht und Ehe für Alle»

Im kürzlich ausgestrahlten Geburtstagsinterview schätzt Fürst Hans-Adam II. zum wiederholten Male die Adoption eines Knaben durch ein schwules Paar als nicht unproblematisch ein. Jedes Kind brauche das weibliche Element in der Erziehung und habe das Recht auf eine normale Familie. Des Weiteren impliziert er, dass homosexuelle Männer zudem einen Hang zur Pädophilie hätten.

Auf diese steile Vorlage hin – die auf seiner persönlichen Einschätzung beruht – kündigt Durchlaucht an, dass sein Sohn, Erbprinz Alois, mit grosser Wahrscheinlichkeit sein Veto gegen die «Ehe für Alle» einlegen werde. Diese Prophezeiung bereits im Vorfeld einer noch nicht geführten Debatte ist das Gegenteil eines partnerschaftlichen Verständnisses zwischen zwei Souveränen, zeugt von Ignoranz gegenüber dem Meinungsbildungsprozess des Volkes und bietet Nährboden für Diskriminierung und Hetze.

Wir leben im Jahr 2021. In einer Welt mit den unterschiedlichsten Lebensentwürfen. Die Realität ist diverser, es gibt mehr als nur ein Familienmodell. Das gilt es zu respektieren und anzuerkennen. Die Idealisierung der sogenannt «normalen Familie» verkennt, dass das Ehedasein von Mann und Frau mit Kindern nicht per se die heile Welt und ein Garant fürs Kindeswohl verspricht. Die Scheidungsrate und auch die häusliche Gewalt in Liechtenstein unterstreichen das in trauriger Deutlichkeit.

Wir stehen ein für die Vielfalt in der Gesellschaft und die Stärkung von allen Familienmodellen, die das Wohl ihrer Kinder ins Zentrum stellen. Im Wissen darum, dass die Gabe von Liebe, Geborgenheit, Sicherheit und Wertschätzung nicht geschlechterabhängig ist.

Unser Staatsoberhaupt hat die moralische Pflicht, unterschiedlichsten Lebensentwürfen vorurteilsfrei gegenüber zu stehen, diejenigen in Schutz zu nehmen und Mut zuzusprechen, die mit abwertenden und respektlosen Vorurteilen konfrontiert sind und die Chance, als positives Modell voranzugehen, um diese Vorurteile zum Wohle aller zu überwinden.

Bis dahin und darüber hinaus setzen wir uns weiter in all unseren Funktionen dafür ein, den heutigen Realitäten gerecht zu werden und stellen uns geschlossen hinter die Haltung, dass allen Menschen, unabhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung die gleichen Rechte und Pflichten zustehen.