Unihockey-WM: Hoffnung auf einen Exploit

Bild : Verbandspräsident Franz Maurer (links) und Nationaltrainer Marco Kipfer. 

Liechtensteins Unihockey-Nationalteam am WM-Qualifikationsturnier in Lettland

Liechtensteins Unihockey-Nationalmannschaft hofft am WM-Qualifikationsturnier in Lettland auf einen Sieg. Die Chance ist da, Sorgen macht aber das kleine Kader.

Unihockey – Alle zwei Jahre werden die Weltmeisterschaften im Unihockey ausgetragen. Im Dezember dieses Jahr wird die Endrunde in Finnland, im Land des amtierenden Weltmeisters, ausgetragen. Jeweils Anfang Jahr stehen die Qualifikationsturniere zur WM an. Mit dabei, mittlerweile zum fünften Mal, ist auch die Nationalmannschaft Liechtensteins. Im lettischen Küstenort Liepaja treffen die Liechtensteiner in den Gruppenspielen auf die Auswahlen Tschechiens, Spaniens und Hollands. Dazu kommt am Schlusstag ein Final- oder Platzierungsspiel.

Die Chancen auf die WM-Qualifikation tendieren für das Team Liechtenstein – einer der kleinsten Unihockeyverbände der Welt und aktuell die Weltnummer 33 – gegen Null. Die europäischen Landesauswahlen sind tonangebend in der Unihockey-Welt, für kleine Nationen bleiben nur Brosamen. In Lettland, wo zwei Qualiturniere gleichzeitig ausgetragen werden, können nur zwei Nationen das WM-Ticket direkt lösen. Alles andere als eine direkte Quali Tschechiens (Weltnummer 4) wäre eine Sensation, Deutschland (5) und Lettland (8) werden sich um den zweiten Platz balgen. Der Dritte darf sich – im Quervergleich mit den weiteren Euro-Qualiturnieren – noch Hoffnungen auf die Endrunde machen.

Ein grosser Brocken und zwei kleinere

Mit Tschechien bekommt Liechtenstein gleich zu Beginn des Turnieres den dicksten Brocken vorgesetzt. Beim letzten Aufeinandertreffen vor vier Jahren deklassierten die Tschechen – eine der vier Topnationen weltweit – das liechtensteinische Team mit 0:35. Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist aber sichtbar: Nach Absagen von diversen arrivierten Spielern ist die tschechische Auswahl in Liepaja immerhin etwas schwächer einzustufen. Mit den Niederlanden folgt am zweiten Turniertag aber ein Kontrahent, der eher in Reichweite Liechtensteins liegt. Vor zwei Jahren resultierte eine 3:8-Niederlage. Erst im Schlussdrittel konnten sich die Oranjes damals durchsetzen. „Das holländische Team ist schwierig einzuschätzen“, so Liechtensteins Cheftrainer Marco Kipfer, „an einem super Tag von uns und einem schlechten Hollands, traue ich uns aber ein gutes Resultat zu.“

Der dritte Kontrahent, Spanien, hat in den letzten Jahren grosse Fortschritte gemacht. Ein 0:3 wie vor zehn Jahren beim letzten Aufeinandertreffen, als Liechtenstein nahe an einem Sieg lag, wohl eher unrealistisch. „Vor allem physisch und tempomässig wird das eine Herausforderung für uns“, so Kipfer. Zum Abschluss des Turniers folgt wohl eine Partie gegen Frankreich oder Österreich, die in der zweiten Gruppe spielen. „Gegen Frankreich rechne ich mir Chancen aus“, so Kipfer. Die Franzosen waren übrigens der erste Kontrahent, welcher gegen Liechtenstein ein offizielles Länderspiel austrug. 5:3 gewann das französische Team anno 2005 in Schaan.

Optimismus trotz kleinem Kader

Vor vier Jahren sprang Kipfer notfallmässig für den damals krankheitshalber kurzfristig ausgefallen Natitrainer Yves Kempf ein. Seither ist er mit viel Hingabe und grossem Wissen daran, die Auswahl Liechtensteins weiterzuentwickeln. Einen Schritt vorwärts zu machen, nennt Kipfer eines der Ziele für die bevorstehende Quali, „mindestens einen Sieg wollen wir landen.“ Sorgen macht aber der kleine Kader. Nur 13 Feldspieler und zwei Torhüter können die Reise nach Lettland mitmachen. 20 Akteure könnten theoretisch aufs Matchblatt gebracht werden. Kurzfristige Verletzungen, Militärdienst der Schweizer Doppelbürger oder Prüfungstermine dezimierten den Kader leider.

Kipfer bleibt aber optimistisch. „Im Sturm haben wir, über alles gesehen, mehr Potenzial als in der Vergangenheit“, so der Nationaltrainer, „dafür haben wir in der Abwehr nach diversen Absagen zu wenig Breite“. Mit Rückkehrer Fabian Kramer (Grabs) oder dem jungen Neuling Robin Baracchi (Kloten) stehen aber hoffnungsvolle neue Abwehrleute neben bewährten Kräften zur Verfügung. Im Angriff liegen die Hoffnungen vor allem auf Natineuling Mario Neff, Dominik Hartmann (beide Schaan), Remo Tischhauer (Grabs) und Valentin Vogt (Ex-Schaan, neu Zürisee). Angeführt wird die Equipe vom neuen Captain Mathias Inhelder (Glattal). Den Hauptharst der Nationalmannschaft stellt der 4.-Ligist UHC Schaan, der einzige Unihockeyklub Liechtensteins.

Sorgen einer Randsportart

Dass der Kader so schmal ist, gibt auch Verbandspräsident Franz Maurer zu denken. Für die Absagen hat er aber vollstes Verständnis. „Wir haben keine Profispieler. Für viele ist die Arbeit, die Schule oder die Familie am Ende wichtiger“, so der in Mauren wohnhafte Delegationsleiter. Auch vermutet er, dass die Motivation bei einigen potenziellen Nationalspielern nicht optimal ist. „Immer nur der Underdog zu sein, macht keinen Spass.“ Ebenso ein Thema sind die Kosten. Die Nationalspieler tragen alle Kosten (Flug, Ausrüstung, Unterkunft, Essen) selber. Rund 1‘000 Franken kommen da pro Spieler zusammen.

„Unihockey ist in Liechtenstein eine Randsportart, so sind die Förderbeiträge auch sehr tief“, erklärt Maurer. Und dies obwohl Unihockey im Schulsport einen hohen Stellenwert besitzt. „Dazu ist das Breitensportangebot in Liechtenstein riesig, damit kämpfen alle Sportarten im Land“, so Maurer. Mit einem engagierten Auftritt in Lettland kann die Auswahl Liechtenstein nun Werbung in eigener Sache machen.

 

Unihockey
WM-Qualifikation. Liepaja (Lettland)

Euro-Gruppe E: Tschechien (Weltnummer 4), Spanien (19), Niederlande (23), Liechtenstein (33).

Spiele Liechtensteins:

Mittwoch, 29. Januar: 10 Uhr (9 Uhr MEZ) Liechtenstein – Tschechien.

Donnerstag, 30. Januar: 10 Uhr (9 Uhr MEZ) Niederlande – Liechtenstein

Freitag, 31. Januar: 10 Uhr (9 Uhr MEZ) Spanien – Liechtenstein

Samstag, 1. Februar: Platzierungsspiel.

Kader Liechtenstein:

Tor: Pascal Müller (UHC Schaan), Lukas Good (UHC Sarganserland U21)
Abwehr: Andreas Good, (UHC Schaan), Fabian Kramer (Grabs-Werdenberg), Alex Wuggenig (Alligator Malans II), Robin Baracchi (Kloten-Dietlikon Jets U21).
Angriff: Fabian Beck, Corsin Derungs, Dominik Hartmann, Fabian Hasler, Kilian Müller, Mario Neff (alle UHC Schaan), Remo Tischhauser (Grabs-Werdenberg), Mathias Inhelder (Glattal), Philipp Wuggenig (Basel United).
Staff: Marco Kipfer (Cheftrainer), Reto Voneschen, Simon Felder (Assistenztrainer), Franz Maurer (Team Manager), Marcel Brügger (med. Betreuung).