«Insight» thematisiert EWR-Finanzierungsmechanismus

Blick in die Medienkonferenz vom Freitag mit Aussenministerin Katrin Eggenberger.

 

Unter dem Titel «Solidarität in Europa» hat das Ministerium für Äusseres die dritte Ausgabe des Magazins «Insight» publiziert. Sie widmet sich dem 1,5 Milliarden Franken schweren Fonds, mit dem die drei EWR-Staaten wirtschaftliche schwache EU-Staaten unterstützen.

Der Verteilschlüssel des EWR-Finanzierungsmechanismus richtet sich nach der wirtschaftlichen Stärke der drei EWR-Länder Liechtenstein, Island und Norwegen. Liechtenstein trägt für die Finanzierungsperiode 2014 bis 2021 16,4 Millionen Franken bei. «Das ist natürlich viel Geld und man hört oft vom Finanzierungsmechanismus, weiss aber nicht genau, was es damit auf sich hat. Die «Insight»-Ausgabe erlaubt daher einen Einblick in das Thema, ohne es extrem zu vertiefen», sagte Martin Frick, der Leiter des Amts für Auswärtige Angelegenheiten. So wie es das Konzept der Reihe vorsieht, die sich beispielsweise auch schon den Auswirkungen des Brexits gewidmet hat.

Liechtenstein profitiert und ist solidarisch

Aussenministerin Katrin Eggenberger brachte im Rahmen der Medienkonferenz ihre Freude zum Ausdruck, dass die Publikation des «Insight» rechtzeitig kurz vor dem Jubiläumsjahr 2020 erscheinen konnte, in dem Liechtenstein seine 25-jährige EWR-Mitgliedschaft feiert. «Es gibt uns die Möglichkeit, die Thematik einem interessierten Kreis näherzubringen.» Liechtenstein mit seiner exportorientierten Wirtschaft profitiere stark vom EWR. «Unsere Unternehmen erreichen auf einem freien Markt 500 Millionen potenzielle Kunden und unsere Bürger können ohne Hindernisse in Portugal leben, in Norwegen studieren oder ein Ferienhaus in Griechenland kaufen. Daher wollen wir uns auch solidarisch zeigen mit unseren Partnerstaaten», sagte die Regierungsrätin.

Der EWR-Finanzierungsmechanismus diene einerseits dazu, wirtschaftliche Ungleichgewichte auszugleichen und verfolge damit andererseits auch ein gewisses Eigeninteresse. «Wenn es unseren Partnern wirtschaftlich gut geht, profitieren auch unsere Unternehmen. Darüber hinaus stärken wir die bilateralen Beziehungen», sagte Katrin Eggenberger.

Breite Palette an Projekten

Martin Frick zeigte auf, dass in den vergangenen Jahren beispielsweise die Meinungs- und Medienfreiheit in den Empfängerstaaten verbessert und durch Liechtensteiner Beteiligung 525’000 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden konnten. «Der Fonds ist breit gefächert und mit einem Beitrag von etwas über einem Prozent an den Gesamtkosten ist Liechtenstein in den Partnerstaaten bei allen Projekten sichtbar.»

Selbst besonders aktiv ist Liechtenstein in den Bereichen Kultur und Bildung. Die für Bildungsprojekte zuständige Marion Kindle-Kühnis von der Agentur für Internationale Bildungsangelegenheiten verwies darauf, dass Liechtenstein gerade mit seiner Erfahrung in der dualen Berufslehre punkten könne. «Das geförderte Programm ist aber extrem vielfältig und reicht vom Kindergarten bis in die Erwachsenenbildung.» Da es sich stets um bilaterale Projekte mit Partnern aus Geber- und Empfängerstaat handle, sei Liechtenstein sehr gefragt. «Wer hierzulande ein Projekt durchführen will, kann sich bei mir melden. Ich finde so gut wie immer einen Partner», sagte Marion Kindle-Kühnis.

Win-win-Situation mit Tschechien

Einen Partner gefunden hat sie auch für Tabea Hilbe und ihre Mitschüler, die an einem bilateralen Austausch mit einem Gymnasium im tschechischen Brünn teilgenommen haben. Unter dem Motto «Auf den Spuren unserer Fürsten» haben die Liechtensteiner Schüler neben dem Palais Liechtenstein in Wien auch ehemals im Besitz der fürstlichen Familie befindliche Schlösser in Tschechien besichtigt und viel über Land und Leute gelernt. Die Schüler aus Brünn wiederum lernten einen Teil des Liechtenstein-Wegs, die Schatzkammer in Vaduz, das Kunstmuseum, den Landtag und vieles mehr in Liechtenstein kennen. «Es war sehr eindrücklich und interessant für beide Seite und eine richtige Win-win-Situation», sagte Tabea Hilbe.

59 Anfragen im Kulturbereich

Der für kulturelle Projekte zuständige Arno Oehri bestätigte das grosse Interesse in den Empfängerstaaten ebenfalls. 59 Anfragen hat er im zu Ende gehenden Jahr erhalten. 15 Liechtensteiner Kulturakteure sind derzeit in acht Ländern aktiv und oft muss Oehri daher schweren Herzens eine Absage an interessierte Partner erteilen.