Mit Quad und Geophysik der Geschichte auf der Spur

Mit dem Quad auf den Spuren der Geschichte.

Der Blick der modernen Archäologie in den Boden ohne Spaten und Bagger

Mitte Oktober 2018 wurden zum dritten Mal in Triesen im Auftrag des Amtes für Kultur, Archäologie, auf der Meierhof-Galga-Terrasse grossflächige Bodenradarmessungen durchgeführt. Dies geschah in Kooperation mit dem Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie (LBI) aus Wien. Ziel war die Ortung von archäologischen Siedlungsspuren.

Über 4000 Jahre intensiv genutzte Flächen
Seit über einem halben Jahrhundert liegen die über dem Überschwemmungsland des Rheins gelegenen Terrassen am Nordrand der Gemeinde Triesen im Fokus der archäologischen Forschung. Erschliessungsarbeiten in der St. Wolfgangstrasse und in der Fürst-Johann-Strasse brachten erste Hinweise auf urgeschichtliche Siedlungen und deren Ausdehnung. Seit fünfzehn Jahren belegen durch diverse Neubauten ausgelöste Notgrabungen, dass dieses Areal als kleinräumige, dicht bewohnte Siedlungskammer spätestens ab der Frühbronzezeit (1700 v. Chr.) bis in römische Zeit (4. Jahrhundert n.Chr.) genutzt wurde. Laut mittelalterlichen und neuzeitlichen Landkarten stand in diesem Gebiet zudem der Galgen der Grafschaft Vaduz.

Geophysikalische Untersuchungen
Zu den effektivsten Methoden der geophysikalischen archäologischen Prospektion zählen Bodenradarmessungen. Schichtgrenzen oder Objekte wie Mauern reflektieren ausgesendete Signale. Die daraus resultierenden digitalen dreidimensionalen Datenblöcke zeigen, wie bei einer Computertomographie, in horizontale Scheiben geschnitten die Veränderungen des Bodens und die darin enthaltenen archäologischen Strukturen in der jeweiligen Tiefe. Die Eindringtiefe der verwendeten Antennen liegt bei etwa zwei Metern und ist von der Feuchte und vom Lehmgehalt des Bodens abhängig.

Das Gebiet am Nordrand von Triesen wurde aufgrund der grossen Fläche über das ganze Jahr verteilt in drei Abschnitten gemessen. Die letzte und ausgedehnteste Untersuchung fand im Oktober statt. Dabei kam ein von einem Quad-Bike gezogenes Radarsystem mit sechs Kanälen zur Anwendung, das über GPS genau positioniert wurde.

In den nächsten Wochen erfolgt nun in Wien die archäologische Interpretation der erhobenen Daten. Bereits im Feld waren am Computer auf verschiedenen Parzellen deutliche Strukturen erkennbar. Die Ergebnisse sollen in Form eines Vortrages zu Beginn des nächsten Jahres präsentiert werden.

Auf dem Radarbild sind erste Strukturen zu erkennen.

Schutz des historischen Bodenarchivs
Vor allem die grossflächige archäologische Prospektion erlaubt das Erkennen neuer Zusammenhänge. Spuren von Wegen, Gebäuden, Gruben, Gräben, Pfostenlöchern lassen sich so im Idealfall zu Siedlungsbereichen zusammenfassen. Sie geben erste Auskünfte über die geschichtliche Entwicklung der Siedlungskammer am nördlichen Gemeindegebiet.

Trotz der zahlreichen Notgrabungen in den letzten Jahrzehnten liegt deren vollständige Ausdehnung und Entwicklung noch immer im Dunkeln. Der digitale Blick in den Boden kann zusammen mit den bei den Grabungen gewonnen Erkenntnissen zum Verständnis der Siedlungsgeschichte beitragen und helfen, das immer noch im Untergrund verborgene Kulturgut zu schützen und bei Bedarf rechtzeitig vor der Zerstörung zu dokumentieren und zu retten.