«Eine Zentrumsgemeinde mit Charme»

Daniel Hilti, Gemeindevorsteher von Schaan, gibt im «lie:zeit»-Interview einen Einblick in seinen Werdegang sowie die wichtigsten Meilensteine in seiner Zeit als Vorsteher und richtet seinen Blick auf die anstehenden Herausforderungen und Projekte.

Text: Heribert Beck

 

lie:zeit: Herr Gemeindevorsteher, was haben Sie gemacht, bevor Sie 2003 in dieses Amt gewählt worden sind?

Daniel Hilti: Ich habe die Primarschule in Schaan und die Realschule in Vaduz besucht und bin anschliessend fünf Jahre auf das Lehrerseminar in Rickenbach (SZ) gegangen. Danach war ich weitere fünf Jahre als Primarlehrer in Balzers tätig, davon drei Jahre als Schulleiter. Dann hat mich Christoph Wenaweser eines Tages überredet, mich auf seine alte Stelle zu bewerben (lacht). Ich habe das dann auch gemacht und bin bei der Landesverwaltung ins Amt für Personal und Organisation eingestiegen. Dort war ich elf Jahre tätig. Zunächst als Sachbearbeiter Personal, dann als Personalleiter und schliesslich als Amtsleiter-Stellvertreter. In dieser Zeit habe ich auch das Schweizerische Nachdiplomstudium im Personalmanagement absolviert.

Wie ist es dann zu Ihrer Nomination als Vorsteherkandidat gekommen?

Die VU-Ortsgruppe Schaan hat mich bereits für die Wahlen 1999 angefragt. Damals fühlte ich mich aber noch nicht bereit. Auf die Wahlen 2003 hin hat mir dann der Ortsgruppenvorsitzende Werner Frick die schönen Seiten dieses Amts geschildert, und nach Gesprächen mit meiner Familie – ich hatte damals noch sehr kleine Kinder – sowie mit dem Vorstand der Ortsgruppe habe ich mich zu einer Kandidatur bereit erklärt, woraufhin mir die Bürgerinnen und Bürger von Schaan das Vertrauen ausgesprochen haben. In all diesen Jahren und bei meinen folgenden Kandidaturen hatte ich stets den Rückhalt meiner Familie. Schliesslich bringt es die Arbeit mit sich, dass ich auch an den Abenden und am Wochenende viel beruflich unterwegs bin. Dank dieses Einverständnisses der Familie
mache ich die Arbeit nach wie vor sehr gerne.

Was bedeutet es für Sie, Vorsteher von Schaan zu sein?

Es ist ein hoch spannender Job und eine Ehre, Vorsteher zu sein in einer Gemeinde, in der so viel läuft und passiert. Schön ist, dass sich in Schaan jeder einbringen kann und alle zusammen der Sache verpflichtet sind. Wir marschieren gemeinsam in eine Richtung, die auch von Gemeinderat immer wieder bestätigt worden ist und wird. So ist in den vergangenen fünfzehn Jahren viel passiert. Dazu braucht es einfach auch zahlreiche Leute, die am gleichen Strang ziehen.

 

Daniel Hilti, Gemeindevorsteher von Schaan. Foto: Eddy Risch, Schaan

«Schön ist, dass sich in Schaan jeder einbringen kann und alle zusammen der Sache verpflichtet sind. Wir marschieren gemeinsam in eine Richtung!»

Daniel Hilti, Vorsteher

Was waren die Höhepunkte in Ihrer Zeit als Vorsteher?
Es gab viele Highlights. Als sichtbarstes ist sicherlich der Bau des SAL zu nennen. Als dieser zur Abstimmung kam, hatte Schaan gerade die überaus teure Sanierung des Schul- und Gemeinschaftszentrums Resch hinter sich. Mir wurde von vielen Seiten abgeraten, ein 40-Millionen-Projekt zur Abstimmung zu bringen. Ich bin damals von Verein zu Verein, von Veranstaltung zu Veranstaltung gegangen und habe Werbung für den SAL gemacht. Dass die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger das Bauprojekt mit 72 Prozent der Stimmen angenommen haben, war ein grosser Erfolg. Und der SAL hat dann auch eingeschlagen wie eine Bombe. Wir haben uns zwar erhofft, dass er so ausserordentlich gut läuft, ohne dass Werbung für ihn nötig ist. Aber fest damit rechnen konnte man nicht so ohne Weiteres. Auch vom Lindahof hiess es damals von manchen Seiten, er sei zu gross, zu
monumental. Aber auch die Entscheidung zu seinem Bau hat sich als richtig erwiesen. Sie müssen nur die Vielzahl der Veranstaltungen betrachten, die jetzt dort stattfinden. Die Gäste sind dabei draussen und doch unter Dach.

Ein weiterer wichtiger Meilenstein war die neue Verkehrsführung im Dorfzentrum. Zusammen mit dem Industriezubringer – zwar ein Projekt des Landes, aber wir sind naturgemäss direkt betroffen – hat sie Ruhe ins Dorf gebracht. Auch im Bereich der Gemeindeschulen konnte viel Zukunftsweisendes realisiert werden. Ich sage nur Tagesschule, Tagesstrukturen und altersdurchmischtes Lernen. Bei Letzterem sind wir die einzige grosse Gemeinde, die dies schon eingeführt hat. Heute ist der gesamte Primarschulbereich so gestaltet, dass sich jeder – Eltern, Kinder und Lehrer – darin wohlfühlt. Ich könnte noch viele weitere Punkte nennen, wie die gesunden Finanzen, das Wohnen im Alter, das als Projekt sehr gut angenommen worden ist, oder die verdichtete Zentrumsplanung. Wir sind zur Energiestadt geworden, konnten dies auch bei den Neuzertifizierungen bleiben und wurden in der Schulwegsicherung mehrfach schweizweit ausgezeichnet.

Bei vielen dieser Projekte finden sich zum Glück auch immer Private, die mitmachen und sich – auch finanziell – einbringen. Oft werden Initiativen von aussen eingebracht. Das Ergebnis stimmt, und ich schätze es sehr, dass alle daran mitarbeiten, Schaan weiter voranzubringen.

Welche Projekte stehen als Nächstes an?

In erster Linie die Weiterführung der Poststrasse und der Rückbau der St. Peter-Kreuzung. Dies wird nochmals eine grosse Anstrengung. Aber sobald dieses Ziel erreicht ist, haben wir zwei Drittel der gewünschten Einbahnführung realisiert. Dann wollen wir in Kooperation mit den Anwohnern auch noch den Rest bis zur Strasse «Im Loch» vollenden.

Wichtig ist aber auch ein landesweites Verkehrskonzept. Davon ist Schaan als verkehrstechnischer Dreh- und Angelpunkt natürlich besonders betroffen. Man will keine S-Bahn, keine Entlastungsstrasse und möglichst wenig Verkehr in den Quartieren. Daher dürfen wir den Kopf nicht in den Sand stecken und müssen Pfähle einschlagen. Denn noch beschränkt sich das Verkehrschaos, wenn man es so nennen will, auf jeweils eine Stunde am Morgen und am Abend. Aber das ist schon ein Indiz dafür, dass wir an unsere Grenzen stossen. Es zeigt sich ja gerade aktuell, was es für den Verkehr im Dorf bedeutet, wenn die Kreuzung am Friedhof gesperrt ist.

Auch der demographische Wandel wird uns weiter beschäftigen. Bis 2050 stellt uns dieser vor grosse Herausforderungen, und auch diesbezüglich sind auch die Gemeinden gefragt. Das Wohnen im Alter und die Betreuung stehen sehr stark im Fokus. Hier gilt es, wichtige Fragen zu beantworten, die nicht zuletzt auch finanzieller Natur sind. Ausserdem ist die Freizeitgestaltung ein grosses Thema. Diesbezüglich stellt sich die Frage, welche Möglichkeiten eine Gemeinde zur Verfügung stellt und was sie für die Einwohner macht, damit diese sich wohlfühlen. Wir haben im Zentrum viel Gutes vorangebracht, aber wir sind noch nicht über dem Berg. Dies zeigt sich beispielhaft daran, dass mit der «Linde» schon wieder ein Restaurant seine Türen schliesst. Wir haben viel dafür getan, dass die Leute kommen – und sie kommen auch. Aber dafür, dass sie bleiben, brauchen wir Gasthäuser und Geschäfte. Hier arbeiten wir eng mit der IG Schaan zusammen. Es ist aber auf jeden Fall hocherfreulich, dass überall dort, wo derzeit gebaut wird, auch Wohnungen entstehen. Vor fünfzehn Jahren zog noch alles weg aus dem Zentrum. Dass das Wohnen im Dorfkern jetzt wieder attraktiv wird, freut mich sehr.

Mit welchem Slogan würden Sie Werbung für Schaan machen?

«Simply the best» (lacht). Im Ernst: Wir sind eine sehr offene und coole Gemeinde, die für Jung und Alt etwas bietet. Eine Zentrumsgemeinde mit Charme.

Welchen Appell richten Sie an die Einwohnerinnen und Einwohner von Schaan?

Sie sollen so bleiben, wie sie sind. Wir verfügen über ein positives und funktionierendes Gemeindeleben, und ich wünsche mir, dass dies auch so bleibt. Der Zusammenhalt und die Zusammenarbeit aller sind dabei die zentralen Erfolgsfaktoren.