Minus 4,1 Prozent: OKP-Bruttokosten gehen im ersten Halbjahr spürbar zurück

Seit Jahren versucht die Politik, die Kosten im heimischen Gesundheitswesen zumindest einigermassen in den Griff zu bekommen. Die im vergangenen Jahr von der Regierung ergriffenen Massnahmen scheinen nun zu wirken: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres gingen die OKP-Bruttokosten um 4,1 Prozent zurück, wie das aktuelle Monitoring des Bundesamts für Gesundheit (BAG) zeigt. Dennoch liegt Liechtenstein in der Rangliste der teuersten Kantone weiterhin im absoluten Spitzenfeld.

Nachdem die OKP-Bruttokosten im ersten Quartal des laufenden Jahres noch um 7,2 Prozent (71 Franken) auf 1065 Franken gestiegen waren, wurde in den folgenden drei Monaten offenbar der Turnaround geschafft: Von April bis Ende Juni verzeichnete das BAG für Liechtenstein OKP-Bruttokosten von 1076 Franken pro Versichertem – das ist ein Minus von über 13 Prozent. Im ersten Halbjahr 2015 ergibt das damit einen Rückgang bei den OKP-Bruttokosten um 4,1 Prozent (minus 91 Franken) auf 2141 Franken. Rückläufige Gesundheitskosten hat neben Liechtenstein nur der Kanton Uri (-3 Prozent) zu verzeichnen.

Dennoch zählt Liechtenstein noch immer zu den teuersten Kantonen und nimmt hinter Basel-Stadt (2327 Franken) und Genf (2238 Franken) Rang drei ein. Zum Vergleich: In St. Gallen lagen die OKP-Bruttokosten pro Versichertem in den ersten sechs Monaten bei 1615 Franken, in Graubünden bei 1534 Franken.

Grösster Rückgang bei ärztlichen Behandlungen

Der grösste Rückgang wurde bei den ärztlichen Behandlungen registriert: Hier gingen die Kosten von Januar bis Juni verglichen zum Vorjahreszeitraum um markante 10,7 Prozent zurück. Tiefere Kosten gab es ausserdem bei der SPITEX (-1,4 Prozent), den Physiotherapeuten (-3,3 Prozent) und den Spitälern stationär (-5,1 Prozent).

Ein sattes Minus (-7,0 Prozent, -18 Franken) war auch bei den von Ärzten abgegebenen Medikamenten zu verzeichnen. Diese Einsparungen wurden aber durch Steigerungen bei den Apotheken kompensiert, wo ein Kostenwachstum von 21 Prozent (+17 Franken)festgestellt wurde. Zurückzuführen ist diese Entwicklung sehr wahrscheinlich auf eine Entscheidung der Regierung. Per 1. April 2014 beendete Gesundheitsminister Mauro Pedrazzini damals eine gesetzwidrige Praxis bei der Abgabe von Medikamenten. Bis 31. März 2014 konnte ein Patient ohne grossen Aufwand ein Dauermedikament in einer Apotheke beziehen und anschliessend durch den Hausarzt abrechnen lassen. Ein Arzt verdiente also auch daran, dass einer seiner Patienten in der Apotheke ein Medikament bezog. Damit ist aber seit eineinhalb Jahren Schluss: Seither werden sämtliche in Apotheken abgegebenen Medikamente auch von diesen verrechnet.

Gestiegen sind die OKP-Bruttokosten auch bei den Laboratorien (+2,6 Prozent), Pflegeheimen (+1,0 Prozent) und im Bereich Spitäler ambulant (+4,2 Prozent).