In Liechtenstein klafft teils eine grosse Lücke zwischen den Reichen und Armen. Ja, bei uns in Liechtenstein, das sich selbst gerne als eines der reichsten Länder bezeichnet, gibt es eine grosse Diskrezpanz zwischen jenen, die in Wohlstand leben und jenen, die Mühe haben, ihre Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Caritas Liechtenstein hilft und bietet Budgetberatungen an.

Solche Aussagen, wie in den Sprechblasen, hören die Vorstandsmitglieder der Caritas Liechtenstein wie auch ich als Budgetberaterin jeweils von Menschen, die mit ihren finanziellen Schwierigkeiten und Sorgen an uns gelangen. Beim Erstgespräch, welches mit jedem Ansuchenden geführt wird, gilt es erstmals zuzuhören, und zwar genau. Handelt es sich hier um Menschen, die 100% arbeiten, deren Einkommen aber dennoch nicht reicht, um die alltäglichen Bedürfnisse zu bezahlen (Working Poor), oder sind es Personen, deren Einkommen gerade beim Existenzminimum liegt und ausserordentliche Rechnungen das finanzielle Gleichgewicht  verwerfen oder sind es Menschen, die ihr Geld einfach nicht im «Griff» haben und über die Verhältnisse leben?

natürlich gibt es auch jene Menschen, die nicht so «arbeitsfreudig» sind, aber doch auch vom grossen Kuchen essen möchten.

Ursachen finanzieller Engpässe
Durch Vorgespräche erhalten wir einen Einblick in verschiedenste Lebenssituationen. Je rauer das wirtschaftliche Klima ist, desto mehr geraten viele Menschen in Bedrängnis. Dazu gehören auch Arbeitsverlust, ungenügende Schulbildung auf der einen, Überqualifikation auf der anderen Seite, fehlende Möglichkeiten des Jobsharings (Vereinbarkeit von Familie und Beruf) wie auch zu wenig Kindertagesplätze für berufstätige Eltern und Alleinerziehende. Daneben gibt es die Menschen, die krankheitsbedingt keiner regelmässigen Arbeit nachgehen können. Und es gibt die Menschen, die mit der Rente und Zusatzrente zwar ihre täglichen Auslagen bezahlen können, aber mit Angst der Endabrechnung der Mietnebenkosten entgegensehen. Stirbt einer der Partner, kann oft die vertraute Wohnung nicht mehr bezahlt werden, da nur noch eine Rente zur Verfügung steht. Relativ hohe Mietpreise, und vor allem die Krankenkassaprämien, sind für viele fast nicht mehr bezahlbar. Die Senkung der Krankenkassaprämien um rund 7 % war die erfreuliche Mitteilung, jedoch die Ernüchterung folgte, als vielen die Auswirkung der Erhöhung der Franchise und des Selbstbehaltes später bewusst wurde. Und natürlich gibt es auch jene Menschen, die, sagen wir mal, nicht so «arbeitsfreudig» sind, aber doch auch vom grossen Kuchen essen möchten. Gerade diese Gespräche fordern uns heraus und unsere Botschaft, dass Caritas allenfalls eine einmalige Überbrückungshilfe leisten könne, jedoch von weiteren Zahlung absehe, wird nicht gerne angenommen.

Überfluss und Mangel
Liechtenstein steht beim Bruttosozialeinkommen in den oberen Rängen; beim Hilfswerk Liechtenstein werden zum Teil neue, ungebrauchte oder gut erhaltene Kleider und Accessoire abgegeben, die den Überfluss zeigen; anderseits profitieren jene Menschen davon, die sich den Kauf von Kleidern nicht leisten können und deshalb das Angebot gerne nutzen. Überfluss ist auch auf vielen Pausenplätzen von Schulen sichtbar, wo nach der Pause angebissene Äpfel, Brötchen einfach liegen bleiben. Aktuelle Zahlen aus der Schweiz, welche aber grundsätzlich auch für Liechtenstein zutreffen, zeigen, dass pro Kopf und Jahr 300 Kilogramm Lebensmittel im Müll landen. Ein Grossteil davon fällt in privaten Haushalten an. 97 Haushalte (247 Erwachsene und Kinder) erhalten in «der alten Metzg» in Schaan einmal wöchentlich über die Organisation «Tischlein deck dich» eine Tasche voll von Lebensmitteln und über die Pfarrei Caritas Balzers, welche grosszügigerweise vom Roxi Markt Lebensmittel erhält, werden ebenfalls 31 Haushalte (84 Erwachsene und Kinder) unterstützt. Bei den abgegebenen Lebensmitteln handelt es sich um einwandfreie Ware, die aber aussortiert werden muss, weil sie aus Überproduktion stammt, kurz vor dem Verfalldatum steht oder eine beschädigte Verpackung aufweist.

Das Hilfswerk Liechtenstein, hat allein im letzten Jahr 21’308 kg
an Bekleidungstücken an bedürftige Personen abgegeben

Verschiedene Ämter und Institutionen helfen
2016 betreute das Amtes für Soziale Dienste 1‘283 Menschen, dies sind 3,7% mehr als im Vorjahr. Davon erhielten 630 Personen finanzielle Hilfe in Form wirtschaftlicher Sozialhilfe. Die Sozialhilfequote, d.h. der Anteil der Personen in der Bevölkerung, die Sozialhilfe benötigt, betrug 2,6 %. Hier handelt es sich um eine einkommensschwache Personengruppe, die auf wirtschaftliche Hilfe angewiesen ist. An 295 Bezüger, vor allem Familien, wurden Mietbeiträge ausbezahlt. Caritas Liechtenstein hat im vergangenen Jahr rund 420 Gesuchen positiv mit einer finanziellen Hilfe entsprochen. Weitere Stiftungen wie «Theodor Bucher Stiftung», «Guido Feger Stiftung» oder «Liachtbleck», welche ebenfalls finanzielle Hilfe leisten, oder die Brockenstube des Frauenvereines Vaduz, die auch Menschen in finanzieller Not unterstützt, erweitern die Hilfestellungen. Das bereits erwähnte Hilfswerk Liechtenstein, hat allein im letzten Jahr 21‘308 kg an Bekleidungstücken an bedürftige Personen abgegeben hat. Diese Menge an Kleidern erging ausschliesslich direkt an Personen im Inland. Wie passt dies zum Bild von Liechtenstein mit den teuren, grossen Autos auf den Strassen, den schönen Häusern, den einladenden Sportstätten und den leerstehenden Wohnungen?

Budgetberatung zur finanziellen Planung
Doch zurück zu der Arbeit der Caritas Liechtenstein angesichts der Diskrepanz zwischen Luxus und Existenzminimum: Einerseits jene, die im Wohlstand leben und anderseits, jenen, die Mühe haben, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten; hier bietet die Caritas Liechtenstein eine Budgetberatung an. Die Budgetberatung kann von allen Personen in Liechtenstein in Anspruch genommen werden. Meist sind es Familien, oft Alleinerziehende und, was besonders erfreulich ist, vermehrt auch Jugendliche, die Hilfe für die Einteilung ihres Lehrlingslohnes suchen.

Durch die Budgetberatung erhalten die Leute Vorschläge für die Planung und Ordnung ihrer finanziellen Mittel und daher ist die Beratung nicht nur für Menschen mit einem kleinen Budget hilfreich, sondern für alle, die einen Überblick über ihr Geld wollen. Grundsätzlich wird die Führung eines «Haushaltbuches» empfohlen, damit die Ausgaben ersichtlicher werden. Wenn ein Budget ein Minus aufzeigt, gilt es herauszufinden, wo gespart oder eine Umverteilung erfolgen kann, und es wird auf Ämter und andere Hilfsmöglichkeiten hingewiesen. Ziel der Beratung ist es auch zu erklären, dass Rückstellungen angespart werden müssen.

Gerade auch Personen, die bereits von der Caritas unterstützt werden, dürfen diese Budgetberechnung in Anspruch nehmen, denn der Caritas geht es dabei auch um den sinnvollen Einsatz der Spendengelder. Selbstverständlich sind die Vorstandsmitglieder der Caritas und die Budgetberaterin der Schweigepflicht unterstellt.

TIPPS für das Budget

Führen Sie ein Haushaltsbuch, in dem Sie alle Ausgaben notieren.
So fällt es leichter, den Überblick zu bewahren.

Wenn Ihnen die Buchführung zu aufwändig ist, sammeln Sie die Quittungen und zählen Sie diese in regelmässigen Abständen zusammen.

Vermeiden Sie Zahlungen mit Kreditkarten oder EC-Karten. Mit Bargeld behält man leichter den Überblick.

Versuchen Sie vom monatlichen Einkommen regelmässig einen Betrag auf die Seite zu legen. Ideal ist es, wenn Sie drei Monatseinkommen als eiserne Reserve angespart haben. Unvorhergesehene Ausgaben stellen so kein Problem mehr dar.

Stellen Sie ein Budget auf. Aufwww.budgetberatungen.ch gibt es Vorlagen, die Ihnen dies erleichtern.

Seien Sie ehrlich und listen Sie wirklich alles auf.

Manchmal helfen kleine Tricks beim Sparer: Stellen Sie ein
Sparschwein auf und werfen Sie immer mal wieder alle Münzen
aus Ihrem Portemonnaie hinein.

Mehr Rat zum Budget, Infos und Termine:
info@caritas.li oder Telefon +423 399 15 33