Hängebrücke vom Unterland ins Oberland

 

Seit Wochen ist die Volksseele am Kochen: nicht etwa, weil die Staatskassen leer sind, sondern wegen einer Brücke im Waldgebiet ob Nendeln, welche aus Anlass der 300-Jahrfeier der Staatsgründung des kleinen Fürstentums Liechtenstein errichtet werden soll.

Die Meinungen in der Bevölkerung gehen soweit auseinander, dass in den Gemeinden Vaduz und Balzers das Referendum gegen den Finanzbeschluss ergriffen wurde. Auf der anderen Seite fand die Vorsteherkonferenz den Brückenbau als Symbol der Zusammengehörigkeit des Unterlandes mit dem Oberland einstimmig als ein hervorstechendes Projekt. Alle elf Gemeindevertretungen folgten ihren Vorstehern mehrheitlich und genehmigten den 1.2 Mio.-Kredit für die Brücke. Und auch die Regierung war dafür.

Es ist nicht schwer zu erraten, woher der Hauptgrund dieser ablehnenden Haltung gegenüber dem Projekt Hängebrücke und Jubiläumsweg, die als Ganzes eng miteinander verknüpft sind, herrührt. Es ist der Ausfluss der jahrelangen aufgezwungenen Sparerei, welche das Volk in seiner grossen Mehrheit nicht akzeptiert hat, obwohl sie mit Blick auf die gewaltigen Defizite, notwendig war. Hier darf man auch nicht vergessen, dass die komplette Regierungs- Koalition voll hinter dem Sparzwang gestanden ist. Trotzdem werden es die „Oberen“ in Zukunft schwer haben, grössere Projekte beim Volk durchzubringen.

Sollten die Referenden in Vaduz und Balzers, die voraussichtlich im September stattfinden, einer oder beiden Gemeinden die Beschlussfassung zur Kreditvergabe verwehren, so ist das ganze Projekt gestorben. So auch der Ausbau der geschichtlichen Jubiläumswege in jeder Gemeinde auf bestehenden Wegen, was nachhaltig gewirkt hätte und das eigentliche Kernstück darstellt.

Wenn die Brücke aus politischen Gründen fällt, weil sie zu viel kostet, weil sie das Wild stört, weil sie nicht passt, weil der Ort falsch gewählt wurde usw., so bleiben nur zwei Alternativen: die eine ist, wir lassen das Brücken- Projekt der Gemeinden fallen, oder die andere Variante: wir beginnen nochmals ganz von vorne mit dem Einbezug der Bevölkerung in den Meinungsbildungsprozess. Aber dies setzt den guten Willen aller Beteiligten voraus.