Mobilitätsmanagement: Grenzen in Frage stellen

Bewegung an der frischen Luft mit dem Fahrrad oder Pendeln mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sind dabei Teil eines nachhaltigen Verständnisses von Mobilität.

Gedankliche und politische Grenzen der Mobilität überwinden

 

Wie können gedankliche und politische Grenzen der Mobilität überwunden werden? Fachleute und Interessierte aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik kamen am 29. Juni 2017 zur Fachtagung Pendlermobilität nach Vaduz, Liechtenstein, um dieser Frage gemeinsam auf den Grund zu gehen.

Unter dem Motto «grenzenlos denken – grenzenlos planen – grenzenlos handeln» diskutierten über 120 Besucherinnen und Besucher über nachhaltige Mobilität im Grenzgebiet Rheintal und Bodenseeraum. Gedankliche Grenzen konnte das betriebliche Mobilitätsmanagement in Liechtenstein bereits erfolgreich überwinden, da heute einige Unternehmen dieses erfolgreich praktizieren oder einzelne Massnahmen daraus verwenden. René Kaufmann vom Amt für Bau und Infrastruktur betonte: «Die Erfahrung hat gezeigt, dass betriebliches Mobilitätsmanagement unerlässlich ist, damit sich beim Mobilitätsverhalten im Unternehmen etwas bewegt.» Dabei gebe es kein Patentrezept, vielmehr müssen für jedes Unternehmen eigene Lösungen herangezogen werden. Individuelle Strategien sind auch für die grenzüberschreitende Mobilität in Liechtenstein gefragt, wie an der Fachtagung schnell klar wurde.

Vielfältige Grenzen

Räumlich, topografisch, politisch und kulturell: Das obere Rheintal weise aufgrund der komplexen räumlichen Struktur alle Facetten von Grenzen auf, stellte Markus Maibach, Geschäftsleiter des Beratungsunternehmens INFRAS, fest. Umso wichtiger sei es, die Faktoren für eine erfolgreiche Zusammenarbeit kritisch auszuleuchten. Der Spezialist für Verkehrsökonomie und Verkehrspolitik betont: «Eine grenzüberschreitende Verkehrsplanung umfasst gemeinsame Institutionen und einen partizipativen Prozess auf Augenhöhe.» Auf grenzüberschreitende Zusammenarbeit setzen das Land Liechtenstein, der Kantons St. Gallen, das Bundesland Vorarlberg und der Landkreis Lindau gemeinsam mit CIPRA International auch im Mobilitätsprojekt PEMO. Die Fachkonferenz bildete dabei ein wichtiges Etappenziel. PEMO leistet einen wichtigen Beitrag zur Strategie der Alpenkonvention, die Alpen bis 2050 klimaneutral zu machen.

Verständnis von Mobilität

Im Rahmen von PEMO erarbeiten die Projektpartner zusammen mit Gemeinden und Unternehmen individuelle Lösungen, um Pendlermobilität umweltfreundlicher zu gestalten. Bewegung an der frischen Luft mit dem Fahrrad oder Pendeln mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sind dabei Teil eines nachhaltigen Verständnisses von Mobilität. Laut Referent Marcel Hänggi wird der Begriff der Mobilität meist konzeptlos verwendet. «Wir werden immer mobiler», hiesse es, und: «Mobilität ist zu billig.» Dabei habe sich der Anteil des Budgets, den Haushalte durchschnittlich für ihre Mobilität ausgeben, in den letzten 50 Jahren vervielfacht. Krankheiten, die mit Bewegungsarmut zu tun haben, nehmen rasant zu. «Versteht man Mobilität als die Fähigkeit, Bedürfnisse nach Bewegung, Begegnung und Ortsveränderung zu befriedigen, so sieht man klarer», ist der Umwelt- und Wissenschaftsjournalist überzeugt.

Der Abschluss der Fachtagung bildete eine Projektbörse, an der Vertreter/Innen von Betrieben, Gemeinden und Organisationen ihre Initiativen im Bereich Mobilität vorstellten. Die Projekte reichten von Faltradaktionen, über Anreizsysteme wie Wettbewerbe und Boni bis zur Elektromobilität im Unternehmen. Die Vielzahl an guten Ideen machte deutlich: Gemeinsam können vermeintliche Grenzen der nachhaltigen Mobilität weiter verschoben werden. (René Kaufmann, Jakob Dietachmair)

 

PEMO – Nachhaltige Pendlermobilität

177.000 Kraftfahrzeuge queren an Werktagen die Grenzübergänge zwischen Vorarlberg, der Schweiz und Liechtenstein. Die Folgen sind hohe CO2-Emissionen, Feinstaub- und Lärmbelastung. Im dreijährigen Interreg-Projekt PEMO wird gezeigt was es braucht, damit der Umstieg hin zu nachhaltiger Mobilität gelingen kann. In Liechtenstein sind die Gemeinden Ruggell, Gamprin und Schaan Partner im Projekt und erarbeiten mit ortsansässigen Unternehmen neue Strategien in der Pendlermobilität.  www.cipra.org/de/pemo

 

Die CIPRA, eine vielfältige und vielgestaltige Organisation

Die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA ist eine nichtstaatliche Dachorganisation mit nationalen Vertretungen und einer regionalen Vertretung in den sieben Alpenländern. Sie vertritt über 100 Verbände und Organisationen. Die CIPRA arbeitet für eine nachhaltige Entwicklung in den Alpen und setzt sich für die Erhaltung des Natur- und Kulturerbes, für die Erhaltung der regionalen Vielfalt und für Lösungen grenzüberschreitender Probleme im Alpenraum ein. www.cipra.org