«Ich bin ein absoluter Glückspilz»

Simone Bargetze ist bekannt als blonder Wirbelwind, der es als Stuntfrau bis nach Hollywood geschafft hat. Für Überraschungen ist sie immer gut, und so zeigte sie im letzten Jahr stolz ihren Babybauch. Ihren Wohnsitz hat sie vorerst von L. A. nach Zürich verlegt und teilt sich mit ihrem Partner die Betreuung ihres kleinen Sohnes.

Text: Tamara Beck · Foto: ZVG

Sie sind im November zum ersten Mal – mit 40 Jahren und ganz unerwartet – Mama geworden. Wie geht es Ihnen als junge Familie mit Ihrem Sonnenschein?

Simone Bargetze: Unglaublich, das Leben ist plötzlich so anders. Ich hätte es nicht gedacht, aber ich finde es überhaupt nicht anstrengend, wie alle meine Freundinnen mich gewarnt haben. Ich liebe jede einzelne Sekunde, die ich mit meinem kleinen Jamie Riot verbringe. Ausserdem bin ich wieder mal ein absoluter Glückspilz, weil mein Mann nur am Abend als Gitarrenlehrer unterwegs ist und mit seinen Bands auf der Bühne steht, daher kann ich sogar am Morgen ausschlafen und danach verbringen wir gemeinsam den ganzen Tag.

Wollten Sie gar nie Mama werden oder war bisher der Zeitpunkt einfach nicht ideal?
Ich dachte, dass es schon mal passieren würde, aber es ergab sich nie, daher dachte ich, «janu, dann werde ich halt die beste Tante der Welt und kann weiterhin die ganze Welt bereisen und meine Gottakinder können mich dann immer überall besuchen». Wenn man herumreist oder in Hollywood arbeitet, merkt man auch gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht.

Sie sind bekannt als toughe Stuntfrau. Die Schwangerschaft zwang Sie diesbezüglich zur Ruhe und auch jetzt werden Sie Ihre Prioritäten zumindest für eine Weile anders setzen müssen. Wie geht es Ihnen mit diesem neuen, entschleunigten Leben?
Ich finde es super, ich probiere immer gerne neue Sachen aus. Erst hatte ich ja beide Beine gebrochen, was anscheinend passieren musste, damit ich mal in die Horizontale gelegt wurde und nicht davonspringen konnte. Selbst das fand ich interessant, mal zwei Minuten zu benötigen, um vom Rollstuhl aus eine Türe zu öffnen, und drei Monate später habe ich am Tag, an dem ich das erste Mal ohne Krücken laufen konnte, den Vater meines Kindes kennengelernt.

Dass Sie schon 40 sind, merkt man Ihnen ja sowieso nicht an, aber hatten Sie dennoch irgendwann Zweifel, relativ «spät» noch Mutter zu werden?
Nein, ich es ist das Beste, was mir passieren konnte. Mein Partner ist auch schon 37 und wenn wir uns früher getroffene hätten … oh das arme Kind! Wir mussten beide erst so viel machen und erleben und erreichen, bis wir zur Ruhe kommen und uns zu 110 % auf unser Baby konzentrieren konnten. Ich habe ja von meinen Freundinnen, die viel früher Mütter wurden, gehört, wie viel Stress ein Kind bedeute und dass man nur noch funktionieren müsse etc. Wir beide geniessen es absolut, unser neues Leben ganz relaxed mit Jamie zu verbringen.

Vermissen Sie nichts?
Es besteht absolut kein Nachholbedarf, das finde ich schon sehr wichtig, vor allem, wenn man mal grosse Ambitionen hatte und viel erreichen wollte, und dann plötzlich schwanger wird, dann ist das sicher hart. Daher: wieder mal Glück gehabt! Ich bin echt ein «Glücksschwein», einfach nicht zu viel überlegen, «go with the flow» und es kommt alles wunderbar.

Nach einer langjährigen Beziehung, die in die Brüche ging, sind Sie noch gar nicht so lange mit dem Vater Ihres Sohnes zusammen. Was bedeutete das für Ihre junge Beziehung, plötzlich Eltern zu werden?
Einfach mega, wir sind immer noch total verliebt und erleben jeden Tag ein neues Abenteuer mit Jamie und so wird es auch nie langweilig. Ich weiss nicht, wie es gewesen wäre, wenn ich nach 6 Jahren oder in einer früheren längeren Beziehung plötzlich schwanger geworden wäre. Ich finde es auf jeden Fall spitze, so wie alles gerade ist.

Wie sieht aktuell Ihr Alltag aus?
Glücklicherweise kann ich ausschlafen, da Sven den Morgen übernimmt. Ich stehe um 9 Uhr auf, versuche, ein bisschen zu arbeiten, am Mittag bekommt Jamie seinen Brei und wir essen dann ebenfalls, nachher gehen wir alle gemeinsam raus – in die Stadt oder aufs Land, in den Wald oder einfach, um etwas zu erleben. Um 17 Uhr essen wir wieder, Sven geht arbeiten oder hat ein Konzert und ist dann viermal die Woche bis Mitternacht unterwegs. Jamie und ich spielen die ganze Zeit und wenn er dann so zwischen 19 und 20 Uhr müde wird, vermisse ich ihn bereits, aber kann mich dann dafür wieder ein wenig auf meinen Job konzentrieren.

Wer Sie kennt, weiss, dass Sie nicht lange stillsitzen können. Verraten Sie uns, was Sie für die Zukunft planen. Die Mutterschaft verändert ja vieles, so haben Sie nun auch mehr Verantwortung … Werden Sie trotzdem auch in Zukunft wieder als Stuntfrau arbeiten, also Extremsport betreiben, oder ist das jetzt tabu?
Nein, ich wollte eigentlich mein Comeback mit einem mega Stunt einleiten, aber den musste ich noch verschieben. Ich filme ja bereits weiter für meine neue Show, «Simones wild World» auf YouTube. Für die letzten 48 Sendungen habe ich die Welt bereist und verrückte Sachen gemacht, wie z. B. ein Straussenrennen bestritten, mit Haifischen getaucht usw. Hauptsächlich besuche ich in ein Land und suche dort nach coolen Aktivitäten und hänge etwas mit den Ureinwohnern und manchmal auch mit den Superreichen ab. Neue Kulturen, Menschen und Aktivitäten stehen im Zentrum meiner Sendung, aber ich muss schon sagen, länger als ein paar Tage weg von Jamie zu sein, ist schon hart, ich gewöhne mich gerade langsam daran, muss nächste Woche zum ersten Mal wieder nach L. A.

Als Stuntfrau haben Sie sehr körperbewusst gelebt. Wie war es für Sie, die Veränderung Ihres Körpers während der Schwangerschaft und die Rückbildung nach der Geburt mitzuerleben?
Das war alles voll easy, ich habe fast nicht zugenommen und bis auf den letzten Monat, mit einer Nierensteinoperation und allem anderen, was auch noch schief ging, fühlte ich mich super. Klar konnte ich keinen Extremsport mehr machen, aber ich habe dafür das ganze Zimmer von Jamie mit meinen verstorbenen Haustieren als seine Schutzengel bemalt, Skulpturen gemacht, geschrieben, gelesen – es gibt immer was zu tun.

Wie hat Sie die Mutterschaft verändert, wie muss man sich Simone Bargetze als Mama vorstellen?
Ich glaube, ich bin immer noch dieselbe, ausser dass jetzt Jamie Priorität hat und nicht mehr nur das zählt, was ich will. Aber momentan ist das ja noch easy. Also wenn er dann plötzlich Eishockey spielen will, wird es schwierig, aber mal sehen.

Wie werden Sie sich die Betreuung von Jamie Riot aufteilen?
Sven arbeitet ja nur abends, und ich muss nur alle paar Wochen mal weg, daher können wir viel gemeinsam erleben. Da Sven selbstständig ist, kann er frei nehmen, wenn ich weg muss, und ich habe alle Zeit der Welt, alles mit Jamie zu erleben und zu erfahren. Es gibt wohl nichts schöneres auf der Welt. Ich war schon immer sehr empfänglich für die Natur und ihre Schönheiten. Jetzt nochmals alles Jamie zeigen zu können, ist ein Traum.

Ist eine Hochzeit geplant?
Nö, könnte schon mal möglich sein, aber es ist zurzeit alles gut so, wie es ist.

Sie leben derzeit in Zürich, nachdem Sie jahrelang in den USA waren. Fiel die Umstellung schwer?
Ja, die Leute hier in der Stadt ziehen oft einen «Lätsch», das find ich seltsam. Auch die doofen Fussgänger gehen mir auf den Wecker. Dass sie einfach so auf den Fussgängerstreifen hechten, das gibt es sonst nirgends auf der Welt. Und natürlich die kalte, dunkle und regnerische Zeit! Aber montan ist es interessant mit Jamie und in ein paar Jahren gehen wir vielleicht mal ein Jahr oder so zurück, bevor er und ich ins System eingegliedert werden.

Für Ihre Familie und Freunde aus Liechtenstein ist es sicher toll, Sie wieder in der Nähe zu haben
Ja, es ist cool, meine beste Freundin und meinen besten Freund grad um die Ecke zu haben, aber irgendwie bin und war ich schon immer gerne alleine und spontan unterwegs, daher ist es für mich noch schwierig, einem Terminkalender zu folgen. Aber sie kennen mich ja und kommen immer spontan vorbei oder ich gehe ungeplant vorbei, wenn mir gerade danach ist. Meine Freunde in L.A. vermisse ich jedoch sehr.

Haben Sie in der Nähe auch befreundete Mütter, mit denen Sie sich austauschen oder ganz klassisch zum Playdate treffen?
Ja, eine meiner Freundinnen bekam ihren Sohn am selben Tag wie ich, wir waren schon zusammen in Mallorca mit den Babys und es ist so süss und spannend die zwei zusammen zu erleben.


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