FMA: Die Komplexität in der Finanzmarktaufsicht steigt

Neue Marktakteure bringen verstärkte Aufsichtstätigkeit

Neue Finanztechnologien beschäftigen die Finanzmarkt-Aufsicht (FMA) zusehends stärker. Zusammen mit detaillierteren und umfangreicheren Regulierungen sowie spezialisierten Geschäftsmodellen neuer Marktakteure gestaltet sich die Aufsichtstätigkeit zunehmend komplex.

Neue Finanztechnologien haben sich zu einem wichtigen Innovationstreiber entwickelt. Etablierte Finanzdienstleister und neue Marktteilnehmer realisieren neue Geschäftsmodelle. Die fortschreitende Digitalisierung beschäftigt in zunehmendem Masse auch die FMA. Die Aufsichtsbehörde erachtet Innovationen in diesem Bereich als Chance für den Finanzplatz Liechtenstein und verfolgt den Ansatz, die Regulierung so zu nutzen und auszugestalten, dass FinTech-Geschäftsmodelle innerhalb der Leitplanken Kundenschutz, Vertrauensschutz und Finanzstabilität realisiert werden können.

Die neuen Finanztechnologien steigern die Komplexität in der Bewilligungs- und Aufsichtstätigkeit der FMA. Mit der Regulierungswelle im Finanzsektor sind zudem Gesetze mit hohem Detaillierungsgrad in Kraft getreten, die den Umfang und die Komplexität in der Aufsicht ebenfalls erhöhen. So trat Anfang Jahr das neue Versicherungsaufsichtsgesetz in Kraft, mit dem die Ansprüche der Versicherungskunden stärker geschützt, die Krisenresistenz der Versicherungsunternehmen erhöht und die Finanzstabilität gestärkt werden soll. Umfangmässig wuchs das Gesetz von 68 auf 275 Artikel an. Die neue Regulierungslandschaft erfordert auch entsprechende IT-Systeme zur effizienten und wirksamen Wahrnehmung der Aufsicht. Die Anforderungen an die FMA sind auch mit der Ansiedlung von Versicherungsunternehmen gestiegen, die in hoch spezialisierten Geschäftsfeldern international tätig sind. Die FMA begegnet der steigenden Komplexität mit der laufenden Steigerung der Effizienz, der Schulung des Personals und der Berücksichtigung in der Personalplanung.

Der Aufsichtsrat hat im Berichtsjahr eine umfassende Personalstrategie verabschiedet. Sie soll die personalpolitische Weiterentwicklung sicherstellen und die Attraktivität der FMA als Arbeitgeberin fördern. Die Personalstruktur weist einen hohen Spezialisierungsgrad auf. Die ausreichende Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal ist für die Erreichung der strategischen Ziele zentral. Flexible Arbeits- und Arbeitszeitmodelle, digitale Mobilität und ein effektives Wissens- und Kompetenzmanagement bilden wichtige Pfeiler der Strategie.

Verbesserte Ertragslage in schwierigem Marktumfeld

Ende 2015 verwalteten die liechtensteinischen Banken einschliesslich der ausländischen Gruppengesellschaften ein Kundenvermögen von CHF 209,5 Mrd. (Vorjahr: CHF 216 Mrd.). Der Netto-Neugeldzufluss lag bei insgesamt CHF 8,5 Mrd. (Vorjahr: CHF 16,1 Mrd.). Die Banken vermochten trotz des schwierigen Umfelds die Ertragssituation gegenüber dem Vorjahr markant zu verbessern. Die Erträge gemessen am Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit beliefen sich für die Banken in Liechtenstein einschliesslich der Gruppengesellschaften auf CHF 390 Mio. (Vorjahr: CHF 240 Mio.). Der Rückgang des verwalteten Kundenvermögens trotz Nettozuflüssen an neuen Kundengeldern ist insbesondere auf Wechselkurseffekte, resp. den starken Schweizer Franken zurückzuführen.

Die Vermögensverwaltungsgesellschaften vermochten das verwaltete Kundenvermögen auf CHF 33,3 Mrd. zu steigern (Vorjahr: CHF 31,4 Mrd.). Im Fondsbereich belief sich das total verwaltete Nettovermögen Ende 2015 auf CHF 45,2 Mrd. (Vorjahr: CHF 46,2 Mrd.). Die Prämieneinnahmen im Versicherungssektor lagen mit CHF 3,3 Mrd. leicht unter denen im Vorjahr. Der starke Franken hat dazu beigetragen, dass das Prämienvolumen nicht angestiegen ist. Die Prämien fallen zu einem grossen Teil in Fremdwährungen an. Ende 2015 verfügten 380 Treuhänder und Treuhandgesellschaften über eine Bewilligung. Die Zahl blieb trotz höheren Regulierungs- und Compliance-Kosten stabil.

Die Finanzintermediäre sind seit der globalen Finanzkrise von 2007/08 einem äusserst schwierigen Marktumfeld ausgesetzt. Die Krise hat zu einer äusserst expansiven Geldpolitik verbunden mit niedrigen Marktzinsen sowie einer internationalen Regulierungswelle geführt. Die Aufhebung des Mindestkurses von CHF 1,20 pro Euro und die Einführung von Negativzinsen Mitte Januar 2015 durch die Schweizerische Nationalbank haben die Finanzintermediäre zusätzlich gefordert.

Die FMA stellt fest, dass die Marktteilnehmer in diesem Umfeld mit niedrigen Marktzinsen im Streben nach höheren Erträgen vermehrt höhere Risiken in bestehenden und neuen Geschäftsfeldern eingehen. Die FMA schreitet gezielt dort ein, wo sie diesen Risikoappetit im Interesse der Finanzstabilität und des Kundenschutzes als zu hoch erachtet, und richtet ihr Augenmerk verstärkt auf das Risikomanagement und die Governance der beaufsichtigten Finanzintermediäre. Beat Krieger, FMA